Zurück zur ArtikelübersichtNaked Cakes & Blütenträume – Tipps für sommerliche Hochzeitstorten
Hochzeitstorten mit essbaren Blüten sind besonders im Sommer sehr beliebt und sehen toll aus. Aber es gibt auch einige Dinge zu beachten, wenn man eine Blütentorte in Auftrag geben oder selbst eine herstellen möchte. Wir haben die Hamburger Foodstylistin Alina Wohldorf nach ihren besten Tipps gefragt!
Liebe Alina, eine Torte mit echten Blüten sieht wunderschön aus, aber es gibt darüber hinaus sicher Vor- und Nachteile. Welche sind das aus deiner Sicht als Foodstylistin?
Alina: Zu den Vorteilen gehört auf jeden Fall, dass sich die Blüten perfekt in das jeweilige Hochzeitskonzept einfügen lassen. Du kannst sie nicht nur passend zum Farbschema der gesamten Hochzeit wählen, sondern insbesondere auch passend zum Brautstrauß. Neben vielen schönen Blüten kannst du in solche Konzepte auch frische Kräuter wie Rosmarin oder blühenden Thymian integrieren.
Noch ein Vorteil: Frische, ungespritzte Blüten haben zwar auch ihren Preis, sind meist aber immer noch günstiger als aufwendig hergestellte Blüten aus Zucker von der Konditorei. Was ein Vorteil ist, kann gleichzeitig auch ein Nachteil sein. Zwar gibt es wunderschöne verschiedene Farben und Geschmacksrichtungen. Aber wie auch Obst und Gemüse Saison haben, so haben auch Pflanzen und ihre Blüten Saison. Und es kann passieren, dass die gewünschte Sorte zum Zeitpunkt eurer Hochzeit gerade nicht verfügbar ist.
3. Kann ich alle ungiftigen Blüten für meine Hochzeitstorte benutzen oder gibt es auch welche, die ungeeignet sind?
Alina: Generell gilt: alle Blüten sollten ungespritzt, also pestizidfrei sein und in Bioqualität verwendet werden. Darüber hinaus steht der Auswahl an essbaren Blüten nichts im Wege. Allerdings gilt es bei essbaren Blüten darauf zu achten, dass es Menschen mit Allergien gibt. So könnten eventuell Hochzeitsgäste allergisch auf manche Blütensorten reagieren.
4. Welche Blüten sind wirklich essbar (und schmecken auch)?
Alina: Diese Blüten eignen sich – je nach Geschmack – sehr gut für eure Hochzeitstorte:
- Rosen: haben eine leichte Süße und schmecken fruchtig, zitronig
- Lavendel: süß, lieblich und aromatisch
- Ringelblumen: schmecken würzig und leicht scharf
- Jasminblüten: süß und blumig
- Kornblumen: getreidiger Geschmack
- Kapuzinerkresseblüten: scharf, würzig, manchmal leicht pfeffrig
- Sonnenblumen: schmecken leicht nussig
- Veilchenblüten: süß und leicht blumig
- Gänseblümchen: eher krautig und leicht herb
- Tagetes: Aromen von Anis und Waldmeister
- Tulpenmagnolienblüten: ein Hauch von Rose, leicht bitter
4. Kann ich meine Blumen für die Torte einfach im Blumengeschäft kaufen? Oder muss ich etwas Spezielles beachten?
Auf keinen Fall solltest du die Blüten in einem normalen Blumengeschäft kaufen, denn sie sind mit Pestiziden behandelt und einfach nicht für den Verzehr bestimmt. Je nach Saison kannst du wunderschöne, essbare Blütenmixe z.B. bei Edeka oder in anderen Supermärkten kaufen. Als Foodstylistin beziehe ich Wildkräuter, verschiedene Salate oder auch essbare Blüten gerne aus dem Frischeparadies. Am schönsten ist es natürlich, Wildblüten aus dem eigenen Garten zu pflücken und sie auf einer Torte zu dekorieren.
5. Wie kann ich die Blüten am besten an der Torte befestigen?
Je nach Gestaltungswunsch gibt es verschiedene Möglichkeiten. So kannst du zum Beispiel die Blüten vorher platt trocknen und dann auf die Torte “kleben”.
Dann gibt es noch die Variante mit kleinen Reagenzgläsern, sogenannte “Flower Pics”. Das klappt besonders gut, wenn du die Blumen samt Stiel in die Torte integrieren möchtest. Dabei tränkst du etwas Küchenpapier mit Wasser und wickelst es um die Stiele. Die kleinen Gläser platzierst du nun nach Wunsch an die jeweilige Stelle in der Torte und steckst die Blumen hinein. Toll daran ist, dass die Blumen länger frisch bleiben!
Außerdem gibt es noch Tortengestelle, bei denen auch schon der sogenannte Steckschaum integriert ist. Dieser wird befeuchtet und die Blumen werden hineingesteckt. Alternativ kannst du ihn in verschiedenen Größen und Varianten bestellen und auf einem Tortengestell anbringen.
6. Wie bekomme ich den Look mit den gepressten Blüten hin?
Presse die Blüten in einem dicken, schweren Buch. Dafür legst du einfach 2 Blatt Papier zwischen zwei Buchseiten und legst die Blüten vorsichtig hinein. Nach ca. zwei bis drei Wochen sind sie perfekt getrocknet. Das funktioniert natürlich auch mit einer Blütenpresse aus Holz.
Du kannst essbare Blüten auch in der Mikrowelle trocknen. Hierfür benotigst du zwei mikrowellengeeignete Fliesen. Die Blüten legst du nun einfach zwischen 2 Küchenpapieren auf eine Fliese und legst die andere Fliese oben drauf. Dann lässt du sie bei 500 Watt ca. 2 Minuten trocknen.
7. Wie lange halten die Blüten an der Torte, ohne dass sie welk werden? Kann ich sie irgendwie konservieren?
Du kannst einzelne Blätter oder Blüten ohne Stängel mit Eiweiß konservieren. Dadurch halten sie länger. Du brauchst dazu 100 g feinen Zucker, 1 Eiweiß und 20 ml Wasser. Eiweiß aufschlagen, aber nicht steifschlagen. Die Blüten oder Blätter nun vorsichtig damit benetzen, auf ein mit Backpapier augelegtes Blech geben und den Zucker dünn darüber sieben. Im Backofen bei 50 °C Umluft nun ca. 2 Stunden trocknen lassen.
8. Wir möchten draußen feiern. Kann ich verhindern, dass die Sahne oder Buttercreme schmilzt?
Es sollte vor Ort auf jeden Fall eine Kühlung geben und die Torte erst kurz vor dem Anschneiden rausgetragen werden. Bei Sahnecremes kann Sahnesteif hinzugegeben werden.
9. Hast du besondere Tipps und Tricks, die du uns verraten möchtest?
Bei meiner alltäglichen Arbeit als Foodstylistin für Fotoshoots mache ich mir immer ein Bild des Gesamtkonzepts. Das heißt, ich beziehe den Geschmack der Blüten mit in das Rezept des Kuchens ein – und natürlich die Farben und das Konzept der Hochzeit, wie z.B. Boho oder Greenery.
10. Hast du evtl. ein Lieblingsrezept für einen (Semi) Naked Cake?
Mein absolutes Lieblingsrezept für einen Semi Naked Cake ist ein Carrot Cake mit und weißer Orangen-Schokoladencreme. Viele Gewürze und Walnüsse sind neben den frischen Karotten im Teig enthalten und machen ihn würzig, saftig und nicht zu süß! :)
Saftiger Carrot Naked Cake mit Schoko-Orangen-Creme
180 g Zucker
2 Eier
155 ml Sonnenblumenöl 1/2 Bio-Orange
250 g geraspelte Karotten 125 g Mehl Type 405
1 TL Backpulver
1 TL Natron
1 Prise Salz
1 TL Zimt
1/4 TL Muskat
1/4 TL gemahlener Ingwer 65 g Walnüsse
60 g Butter
250 g Frischkäse
1 Msp. Vanillepulver
200 g weiße Schokolade
Trüffel, Minzblätter und Nüsse zum Verzieren
1. Orange heiß abwaschen und die Schale abreiben. Zucker, Eier, Sonnenblumenöl und Orangenschale cremig rühren. Geraspelte Karotten anschließend unterheben.
2. In einer seperaten Schüssel Mehl, Backpulver, Natron, Salz, Zimt Muskat und Ingwer verrühren, sieben und unter den Teig heben. Walnüsse grob hacken und ebenfalls unterheben.
3. Eine Springforme fetten und bemehlen. Den Teig in die Form füllen und im vorgheizten Backofen bei 160 °C Umluft 35–40 Minuten backen. Stäbchenprobe! Kuchen anschließend aus dem Ofen nehmen und voll-ständig auskühlen lassen, dann in 3 Scheiben schneiden.
4. Für das Frosting Butter, Frischkäse und Vanillepulver cremig rühren. Schokolade über einem Wasserbad schmelzen. Orangensaft auspressen. Geschmolzene Schokolade und Orangensaft unter die Frischkäsemasse rühren und den ausgekühlten Kuchen damit einstreichen. Zum Schluss nach Geschmack verzieren.
Vielen lieben Dank für das Gespräch, deine tollen Tipps und das wunderbare Rezept, Alina! Wir wünschen allen Paaren, die gerade ihre Hochzeit planen, gutes Gelingen und als i-Tüpfelchen die perfekte Hochzeitstorte an ihrem großen Tag!
Alina ist leidenschaftliche Köchin, Essensliebhaberin und kreativer Kopf. Als Foodstylistin und Rezeptentwicklerin für Startups, mehrere Verlage, Kunden aus der Foodbranche und Privatkunden ist sie seit 2018 ständig auf der Suche nach dem besten Rezept, dem schönsten Teller und dem innovativstem Foodtrend. Um ihr Wissen im Bereich der Pâtisserie auszubauen, tauschte sie Pfannen und Töpfe gegen Rührschüssel und Schneebesen und arbeitete 2 Jahre lang in verschiedenen Pâtisserien. Auf dem Foodblog Salt'n Sugar kreiert sie zusammen mit Fotografin Jule Breiert vegetarische und vegane Rezepte zum Schlemmen.
